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Seit über zwei Jahren analysiert die Mehrheit der Beobachter den revolutionären Prozess in Syrien «von oben», in geopolitischen Begriffen, und ignoriert die politische und sozioökonomische Dynamik des Volksaufstands von unten. Die (bislang verbale) Drohung mit einer westlichen Intervention hat die Sichtweise, es handele sich hier um einen Konflikt «zwischen zwei Lagern», verstärkt: mit den westlichen Staaten und den Golfmonarchien auf der einen und dem Iran, Russland und der Hizbollah auf der anderen Seite.
Wir weigern uns, zwischen diesen beiden Lagern zu wählen, wir verweigern uns dieser Logik des «kleineren Übels», die nur zur Niederlage der syrischen Revolution und ihrer Ziele führen kann: Demokratie, soziale Gerechtigkeit und Ablehnung des Konfessionalismus. Unsere Unterstützung gilt dem revolutionären Volk, das für seine Befreiung und seine Emanzipation kämpft. Tatsächlich ist der Sturz des Regimes wie auch der Aufbau einer Gesellschaft mit Demokratie, sozialer Gerechtigkeit und Säkularismus nur durch das kämpfende Volk möglich – einer Gesellschaft, die das Recht eines jeden, seine Religion zu praktizieren, respektiert und garantiert und die Gleichheit aller ohne jede (religiöse, ethnische, geschlechtsbezogene usw.) Diskriminierung sichert.
Nur die Massen, die ihr eigenes Mobilisierungspotenzial entwickeln, können durch ihr gemeinsames Handeln Veränderung bewirken. Das ist das ABC der revolutionären Politik. Aber dieses ABC trifft heute auf eine tiefe Skepsis in zahlreichen Milieus der westlichen Linken. Man sagt uns, dass wir unsere Wünsche für die Realität halten, dass es vielleicht vor zweieinhalb Jahren den Beginn einer Revolution gegeben habe, die Dinge sich jedoch inzwischen verändert hätten. Man sagt uns, dass der Jihadismus in der Opposition gegen das Regime die Oberhand gewonnen habe, dass es nicht mehr um eine Revolution gehe und dass man ein Lager wählen müsse, um einen konkreten Ausweg aufzuzeigen…
Die gesamte Debatte auf der Linken ist durch diese «campistische» Logik verschmutzt, oftmals geht sie mit Verschwörungstheorien einher und grundlegende Scheidelinien zwischen Links und Rechts werden verwischt – insbesondere gegenüber der extremen Rechten (…)