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Berufsgewerkschaften sind ein junge Entwicklung in Deutschland. Sie sind zum einenIn gewerkschaftlicher Hinsicht haben Berufsgewerkschaften im Nachkriegsdeutschland keine große Rolle gespielt. Es gab fast so etwas wie eine Alleinvertretung durch die Einzelgewerkschaften des DGB. Unabhängig davon gab es nur den Deutschen Beamtenbund, der jedoch die Abschlüsse der DGB-Gewerkschaften für seinen Bereich in der Regel übernahm und in Arbeitskämpfen schon deshalb keine große Rolle spielte, weil seine Mitglieder ans Berufsbeamtentum gebunden waren, welches das Koalitionsrecht stark einschränkt und ein Streikrecht nicht vorsieht. Seine Organisationen bildeten dann vor allem ein Wählerreservoir der Unionsparteien.
Diese Situation hat sich in den letzten zehn Jahren geändert. Hauptgrund ist die schwindende Organisationsmacht der DGB-Gewerkschaften, die in erster Linie das Ergebnis des neoliberalen Gesellschaftsumbaus ist. Dafür, dass dieser so erfolgreich sein konnte, spielen auch selbst zu verantwortende Faktoren wie die starke Bindung an sozialpartnerschaftliche Ideologien eine wichtige Rolle. Dazu gehört auch die starke bürokratische Zentralisierung der Entscheidungsstrukturen, die zu einer zunehmenden Entmündigung der Mitglieder führt, die sich von ihrer Mitwirkung immer weniger versprechen. Ausdruck dieser Interventions- und Repräsentationskrise sind die Halbierung der Mitgliederzahlen seit der Wende 1989, die schrumpfende Tarifbindung und der teils drastische Abbau der sozialen Standards (…)