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Die strategische deutsch-russische Energieallianz und ihr Ende
Die deutsche Industrie orientierte sich seit den 1970er Jahren und verstärkt seit den 1990er Jahren auf den Bezug günstigen Erdgases zunächst aus der UdSSR und dann aus Russland. Alle deutschen Regierungen legten großen Wert darauf, mit den jeweiligen Führungen im Kreml eine strategisch langfristig ausgerichtete Energiepartnerschaft zu pflegen. Die verhältnismäßig günstige Erdgas aus Russland war ein wichtiger Faktor für die internationale Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie. Deutschland bezog 2021 rund 55% des Erdgases aus Russland. Mehrere deutsche Energiekonzerne und der Chemiekonzern BASF gingen langfristig ausgerichtete strategische Allianzen mit Gazprom und weiteren russischen Firmen ein.
Als Reaktion auf die unbefriedigende Kriegsdynamik beendete das Putin-Regime diese Allianz und forderte damit die deutsche Industrie und ihre Regierung heraus. Diese schafften es jedoch, rasch Ersatz für das Gass aus Russland zu organisieren, ohne eine größere gesellschaftliche Krise zu provozieren. Die deutsche Industrie mit tatkräftiger Rückendeckung durch die Regierung betätigte sich als zahlungskräftige Nachfragerin auf den internationalen Gasmärkten. Deutschland verdrängte weniger zahlungskräftige Länder aus dem Gasmarkt, mit bitteren Konsequenzen für deren Bevölkerung. Mit einer Offensive für Flüssiggas wird derzeit eine neue fossile Infrastruktur aufgebaut, die sich erst nach vielen Jahren amortisiert. Das ist weit entfernt von einer Energiewende in Richtung nicht-fossile Energieträger.