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Der Juni 2013 wird als ein Schlüsseldatum in die Geschichte der sozialen Erhebungen in Brasilien eingehen. Es begann am 6. Juni mit einer Demonstration von rund 2000 Personen gegen die Erhöhung der Fahrpreise des öffentlichen Verkehrs. Die jungen Mitglieder der «Bewegung für freien Verkehr» (Movimento Passe Livre – MPL)1 konnten sich nicht vorstellen, dass sie Brasilien dermaßen durchrütteln würden. Eine vergleichbare explosive Wirkungen – in Bezug auf die Größenordnung, weniger auf die Formen – hatten die Kampagne für die Amtsenthebung von Collor de Mello (brasilianischer Präsident 1990–1992) im Jahr 1992 und die Kampagne für direkte Wahlen zur Zeit der Militärdiktatur 1985 gehabt.
Am 7., 11. und 13. Juni schlossen sich weitere Demonstrationen an. Am 17. Juni 2013 erlebte die Bewegung mit 70000 Teilnehmenden in São Paulo und mehreren zehntausend in Rio de Janeiro, Porto Alegre, Belo Horizonte u. a. Städten einen spektakulären ersten Höhepunkt.
Praktisch in allen wichtigen Städten des Landes, großen wie kleinen, in den Zentren wie an der Peripherie, rüttelte eine Volksexplosion an den Pfeilern der Ordnung. Am 20. Juni 2013 demonstrierten und marschierten in 400 Städten, davon 22 Hauptstädte, mehr als eine Million Menschen, laut Informationen und Schätzungen der Presse. Das Land der «Herzlichkeit» zeigte einmal mehr, dass es sich auch zu wehren weiß. Die Explosion reichte praktisch bis in alle Winkel des Landes hinein (…)