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Aus der Sicht der Arbeiterbewegung ist Oberschlesien eine der interessantesten Regionen Europas. Heutzutage wird ihre Geschichte in Polen vollkommen übergangen – unterscheidet sie sich doch von der, die im offiziellen Diskurs gepflegt wird und auch in Deutschland bei Linken kein Interesse weckt. Es lohnt sich dies zu ändern.
In Polen wird die Diskussion um die Geschichte Oberschlesiens heute von zwei Richtungen bestimmt: Für die einen steht das Polentum, für die anderen das autonome Schlesien im Zentrum. Die ersteren betonen die polnische Sichtweise der Geschichte und lassen die Einflüsse anderer Nationalitäten, wie der deutschen, außer Acht. Die Befürworter der Autonomie Schlesiens betonen – etwa mit der These von der Existenz einer «schlesischen Nation» – seinen Charakter als Vielvölkerregion, aber vor allen Dingen seine deutschen «Wurzeln». Dabei spielen sie den polnischen Einfluss auf die Geschichte dieser Region herunter, ja setzen ihn sogar herab. Beide verbindet eines: Sie lassen die Geschichte der sozialen Kämpfe und die organisierte Arbeiterschaft in Oberschlesien vollkommen außer Acht. In den Augen der Linken in Deutschland wiederum wird die Geschichte Oberschlesiens wahrscheinlich mit rechten «vertriebenen» Landsmannschaften in Verbindung gebracht, was eine Beschäftigung mit der Geschichte dieser Region nicht gerade begünstigt (…)