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Die tiefe wirtschaftliche Krise in Spanien erschüttert auch das politische System. Die traditionellen Parteien haben ihre Glaubwürdigkeit weitgehend eingebüßt. Doch auch die großen Gewerkschaften, die sich seit dem Übergang zur parlamentarischen Demokratie in den 1970er Jahren zunehmend stärker in die unternehmensfreundliche Mitverwaltung der Arbeitsbeziehungen integriert haben, erscheinen vielen Lohnabhängigen nicht mehr als wirksame Organisationen, um ihre Interessen zu verteidigen. Bei den unzähligen Demonstrationen gegen die brutale Austeritätspolitik der Regierung Rajoy sind die Gewerkschaften nur zögerlich in Erscheinung getreten und beim erfolgreichen Generalstreik vom 14. November, der gleichzeitig auch in anderen südeuropäischen Ländern stattfand, schienen sie eher Getriebene der Bewegung zu sein.
Lange vor Beginn der Revolte der «Indignados» im Frühjahr 2011 sind in Spanien neue, kämpferische und von den politischen Apparaten unabhängige Gewerkschaften entstanden. Dazu zählen die anarchosyndikalistische CGT (Confederación General del Trabajo) sowie mehrere Gewerkschaften mit regionaler Unterstützung wie die seit 1974 bestehenden baskischen Arbeiterkomitees (LAB, Langile Abertzaleen Batzordeak), die Linke Gewerkschaftsströmung in Asturien (Corriente Sindical de Izquierda), die Gewerkschaftsorganisation der Arbeiter in Aragón (Organización Sindical de Trabajadores de Aragón, OSTA) und die Andalusische Gewerkschaft der Arbeiterinnen und Arbeiter (SAT, Sindicato Andaluz de Trabajadoras/es). Einige dieser Gewerkschaften zeigen eine erstaunliche Dynamik. Diese Bestrebungen sind jedoch erst ansatzweise miteinander koordiniert. Noch größer ist die Herausforderung einer europäischen Zusammenarbeit der alternativen Gewerkschaften (…)