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Zweimal durfte ich Jakob Moneta zu seinen Lebzeiten würdigen: ein erstes Mal am 13. Januar 1990 zur nachträglichen Feier seines 75. Geburtstags auf einer Veranstaltung in Essen: Walter Mossmann, Joschi Krüger und Grit Mossmann präsentierten im Anschluss ein «Stück in zwei Teilen für drei Stimmen und ein Klavier: Deutsche Nachgeburt 1989 + Glasbruch 1848 = Birth of a Nation». Ein zweites Mal am 27. November 1995 in Frankfurt am Main anlässlich seines 80. Geburtstags: Tine Seebohm und Andreas Debatin präsentierten im Anschluss Brechts «Mahagonny»; Gerhard Zwerenz schrieb zu diesem Anlass ein Poem für Jakob, auf das ich zurückkomme.
Jetzt also ein drittes Mal, anlässlich seines Todes.
Es sind zwei Menschen, die mich politisch am meisten prägten, die mich menschlich beide gleichermaßen beeindruckten und denen ich sehr viel verdanke: Ernest Mandel und Jakob Moneta. Beim Erstgenannten war mir das seit langem bewusst, und ich brachte das in mehreren Veröffentlichungen und nicht zuletzt in einer Rede am 30. September 1995 in Paris anlässlich seines Todes zum Ausdruck. Bei Jakob wurde mir das im vollen Umfang erst nach seinem Tod klar, und als ich für diesen Beitrag Dutzende Artikel von Jakob aus der Zeit 1970–2000, einige Bücher und Buchbeiträge und nicht zuletzt die Korrespondenz, die es zwischen uns gab, las.
Jakob Moneta erscheint mir beim Zurückdenken aus vier Gründen wichtig: Erstens als warmherziger und bescheidender Mensch, zweitens als ein beeindruckender Redner und handwerklich guter Journalist, drittens als jemand, der die Kämpfe für Emanzipation so oft in einen erhellenden geschichtlichen Kontext stellte, viertens als derjenige, der mir wie vielen Linken, die aus nichtproletarischen Verhältnissen stammen in äußerst kenntnisreicher Weise einen Zugang zur «Arbeiterklasse» öffnete, und schließlich, fünftens, als ein Visionär, der am sozialistischen Ziel festhielt und dieses immer wieder auch hinsichtlich der Ökologiefrage neu konkretisierte (…)