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Im Folgenden dokumentieren wir einen Aufruf von Ökonomen und Ökonominnen, der in den etablierten Wirtschaftswissenschaften eine gewisse Resonanz gefunden hat. Die drei Initiatoren sind Direktor bzw. Fellows des «Me’M – Menschliche Marktwirtschaft. Denkfabrik für Wirtschaftsethik» www.mem-wirtschaftsethik.de). Der Aufruf wurde bisher von 95 aktiven bzw. pensionierten Hochschullehrern unterzeichnet. Den Mitunterzeichner Elmar Altvater haben wir um einen kurzen Kommentar zum Aufruf gebeten. Der Aufruf findet sich auf der Website der «Denkfabrik». (die Redaktion)
Mit der nach wie vor anhaltenden Finanzkrise sind auch die Wirtschaftswissenschaften in eine tief greifende Krise geraten.
– Selbst etablierte Fachvertreter wie der Direktor des Hamburgischen WeltWirtschaftsInstituts, Prof. Thomas Straubhaar, plädieren für ein «Ende des ökonomischen Imperialismus»1 und fordern eine grundlegende «Erneuerung der Lehre», das heißt eine Abkehr vom derzeit vorherrschenden Kernparadigma als der einzig legitimen Perspektive der als wissenschaftlich geltenden Thematisierung des Wirtschaftens. Außerhalb des deutschen Wissenschaftsraums ist man in Sachen der Entwicklung eines «New Economic Thinking» und interner Grundlagenkritik weiter, wofür die Namen prominenter Ökonomen wie etwa Joseph E. Stiglitz, Paul Krugman oder Amartya Sen stehen.
– Einzelne der etablierten Fachvertreter wie z. B. Dennis Snower, Präsident des Kieler Instituts für Weltwirtschaft weisen (selbst)kritisch darauf hin, dass die überwiegende Mehrheit der Volkswirte die Finanzkrise nicht vorausgesehen hat. Im Gegenteil haben sie nach Ansicht vieler Beobachter und auch einiger Fachvertreter die theoretischen Grundlagen für eine krisenverursachende oder -verschärfende Wirtschaftspolitik gelegt. Diese war und ist von der Hypothese der sog. «Effizienz» der Finanzmärkte getragen sowie von einem Verständnis der «Rationalität» des Handelns, für das der Name Homo oeconomicus steht (…)