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In den vergangenen Wochen ist durch den Angriff des Islamischen Staates gegen Kobanê der Widerstand der Kurdinnen und Kurden, vor allem der kurdischen Frauen, ins Licht der Medien geraten. Dass sich Frauen aus einer konservativen, männerdominierten Gesellschaft im Nahen Osten gegen solch eine brutale Organisation bewaffnen und sie sogar besiegen können, hat die Weltöffentlichkeit fasziniert. Die Legende, «die Jihadisten haben Angst vor kurdischen Frauen, weil sie, wenn sie von Frauen getötet werden, nicht in den Himmel kommen», wiederholt sich heutzutage in fast jedem Artikel, in jeder Reportage.
Einerseits war es natürlich höchste Zeit, dass die Welt endlich die kurdische Frauenbewegung kennenlernt – immerhin leisten die bisher weitgehend ignorierten Frauen in Kurdistan seit Jahrzehnten Widerstand gegen unterschiedliche Systeme. Doch andererseits eignen sich nun Medien des Mainstream, sogar Modezeitschriften, den Überlebenskampf kurdischer Frauen für ihre Zwecke an. Dabei banalisieren und entpolitisieren sie die Hintergründe dieses Kampfes. Statt sich mit den radikalen Implikationen auseinanderzusetzen, die der Widerstandskampf von Frauen vor allem angesichts der feudalpatriarchalischen Strukturen Kurdistans beinhaltet, exotisieren viele Reporter diese Frauen als mysteriöse Amazonen und inszenieren sie als eine erotische abendländische Fantasie, ohne ihre politischen Motive zu betrachten. Auffallend ist, dass ausländische Reporter oft Frauen für Interviews aussuchen, die sie für besonders attraktiv halten (…)