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Freitag, 7. März 2008, morgens um 7 Uhr. In der großen Halle der Pittureria, der Karosseriemalerei der Officina (1) von Bellinzona, ist die gesamte Belegschaft versammelt und wartet auf den Auftritt ihres obersten Chefs. Er soll sie über eine wichtige Umstrukturierung informieren, von der die Arbeiter (2) offiziell noch nichts wissen. Ahnungslos, oder vielleicht eher verdutzt ist hingegen Nicolas Perrin, Leiter von SBB Cargo und Mitglied der Geschäftsleitung der SBB (3), als er an diesem Morgen die Halle betritt. «Giú le mani dall’Officina! – Hände weg von unserer Werkstatt!», hallt es dem SBB-Manager aus vierhundert Kehlen entgegen. Dann macht ihm Gianni Frizzo, Präsident der Personalkommission der Officina, unmissverständlich klar, dass er nur auf zwei kurze Fragen mit Ja oder Nein zu antworten habe. Nachdem jeder Versuch, doch noch das Wort an die versammelte Belegschaft zu richten, sich als zwecklos herausgestellt hat, gesteht der sichtlich eingeschüchterte Manager ein, was bereits einige Wochen vorher zur Belegschaft durchgesickert ist: Der Lokomotivunterhalt wird nach Yverdon verlagert und der Wagenunterhalt privatisiert. Unter Pfiffen und wenig schmeichelhaften Zurufen verlässt er darauf in Begleitung von Sicherheitsleuten fast fluchtartig die Halle, während die 430 Arbeiter einstimmig (4) beschließen, sogleich in den unbefristeten Streik zu treten und das Werk zu besetzen (…)