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Umfangreiche Luftangriffe auf nicht-militärische Ziele und der Einsatz eines Systems künstlicher Intelligenz (KI) haben es der israelischen Armee ermöglicht, ihren tödlichsten Krieg gegen den Gazastreifen zu führen. Das zeigt eine brisante Recherche von +972 Magazine und Local Call, die am 30.November 2023 veröffentlicht wurde und die wir mit freundlicher Genehmigung für die deutschsprachige Öffentlichkeit übersetzt haben.
Die erweiterte Erlaubnis der israelischen Armee, nicht-militärische Ziele zu bombardieren, die Lockerung der Beschränkungen hinsichtlich der zu erwartenden zivilen Opfer und der Einsatz eines Systems der künstlichen Intelligenz, das mehr potenzielle Ziele als je zuvor generiert, scheinen zum zerstörerischen Charakter der Anfangsphase des aktuellen israelischen Krieges gegen den Gazastreifen beigetragen zu haben, wie eine Recherche des Magazins +972 und Local Call zeigt. Diese Faktoren, die von derzeitigen und ehemaligen Mitgliedern des israelischen Geheimdienstes beschrieben wurden, haben wahrscheinlich eine Rolle bei der Durchführung einer der tödlichsten Militärkampagnen gegen die Palästinenser:innen seit der Nakba von 1948 gespielt.
Die Untersuchung von +972 und Local Call stützt sich auf Gespräche mit sieben aktuellen und ehemaligen Mitgliedern des israelischen Geheimdienstes – darunter Angehörige des militärischen Geheimdienstes und der Luftwaffe, die an israelischen Operationen in dem belagerten Gazastreifen beteiligt waren – sowie auf palästinensische Zeug:innenaussagen, Daten und Unterlagen aus dem Gazastreifen und offizielle Erklärungen des IDF-Sprechers und anderer israelischer staatlicher Institutionen.
Im Vergleich zu früheren israelischen Angriffen auf den Gazastreifen hat die Armee im aktuellen Krieg – den Israel als „Operation Eiserne Schwerter“ bezeichnet und der nach dem von der Hamas geführten Angriff auf den Süden Israels am 7. Oktober begann – ihre Bombardierung von Zielen, die nicht eindeutig militärischer Natur sind, erheblich ausgeweitet. Dazu gehören private Wohnhäuser ebenso wie öffentliche Gebäude, Infrastruktur und Hochhäuser, die die Armee als „Ziele der Machtdemonstration“ („matarot otzem“)[1] bezeichnet.
Nach Angaben von Geheimdienstquellen, die in der Vergangenheit aus erster Hand Erfahrungen mit ihrer Anwendung im Gazastreifen gesammelt haben, zielt die Bombardierung von Zielen der Machtdemonstration vor allem darauf ab, der palästinensischen Zivilgesellschaft zu schaden: Es soll ein „Schock“ ausgelöst werden, der unter anderem stark nachhallt und „die Zivilbevölkerung dazu bringt, Druck auf die Hamas auszuüben“, wie es eine Quelle ausdrückte.
Mehrere der Quellen, die mit +972 und Local Call unter der Bedingung der Anonymität sprachen, bestätigten, dass die israelische Armee über Dateien zu den meisten potenziellen Zielen im Gazastreifen – einschließlich Häusern – verfügt, in denen die Anzahl der Zivilpersonen angegeben ist, die bei einem Angriff auf ein bestimmtes Ziel wahrscheinlich getötet werden. Diese Zahl wird berechnet und ist den Nachrichtendiensten der Armee im Voraus bekannt, die auch kurz vor einem Angriff wissen, mit wievielen toten Zivilist:innen zu rechnen ist.
In einem Fall, der von den Quellen erörtert wurde, genehmigte die israelische Militärführung wissentlich die Tötung Hunderter palästinensischer Zivilist:innen bei dem Versuch, einen einzelnen hochrangigen Hamas-Militärkommandeur zu ermorden. „Die Zahlen stiegen von Dutzenden toten Zivilist:innen, die als Kollateralschaden bei einem Angriff auf einen hochrangigen Beamten in früheren Operationen zugelassen wurden, auf Hunderte tote Zivilist:innen als Kollateralschaden“, sagte eine Quelle.
„Nichts geschieht zufällig“, sagte eine andere Quelle. „Wenn ein 3-jähriges Mädchen in einem Haus in Gaza getötet wird, dann deshalb, weil jemand in der Armee entschieden hat, dass es keine große Sache ist, dass sie getötet wird – dass es ein Preis ist, der es wert ist, bezahlt zu werden, um [ein anderes] Ziel zu treffen. Wir sind nicht die Hamas. Das sind keine zufälligen Raketen. Alles ist beabsichtigt. Wir wissen genau, wie viel Kollateralschaden es in jedem Haus gibt.“
Der Untersuchung zufolge ist ein weiterer Grund für die große Zahl von Zielen und die umfangreichen Schäden für die Zivilbevölkerung im Gazastreifen der weit verbreitete Einsatz eines Systems namens „Habsora“ („das Evangelium“ bzw. „das Gotteswort“), das weitgehend auf künstlicher Intelligenz beruht und Ziele fast automatisch in einer Geschwindigkeit “generieren” kann, die weit über das bisher Mögliche hinausgeht. Dieses KI-System ermöglicht, wie ein ehemaliger Geheimdienstoffizier beschreibt, im Wesentlichen eine „Massenmordfabrik“.
Den Quellen zufolge ermöglicht der zunehmende Einsatz von KI-basierten Systemen wie Habsora der Armee, Wohnhäuser, in denen nur ein einziges Hamas-Mitglied wohnt, in großem Umfang anzugreifen, selbst wenn es sich dabei um untergeordnete Hamas-Mitglieder handelt. Aussagen von Palästinenser:innen im Gazastreifen deuten jedoch darauf hin, dass die Armee seit dem 7. Oktober auch viele Privatwohnungen angegriffen hat, in denen sich kein bekanntes oder offensichtliches Mitglied der Hamas oder einer anderen militanten Gruppe aufhielt. Solche Angriffe, so bestätigten Quellen gegenüber +972 und Local Call, können wissentlich ganze Familien töten.
In den meisten Fällen, so fügten die Quellen hinzu, werden die militärischen Aktivitäten nicht von diesen angegriffenen Häusern aus durchgeführt. „Ich erinnere mich, dass ich dachte, es wäre so, als ob [palästinensische Militante] alle Privatwohnungen unserer Familien bombardieren würden, wenn [israelische Soldat:innen] am Wochenende nach Hause gehen, um zu schlafen“, erinnerte sich eine Quelle, die dieser Praxis kritisch gegenüberstand.
Eine andere Quelle sagte, ein hochrangiger Geheimdienstoffizier habe seinen Offizier:innen nach dem 7. Oktober mitgeteilt, dass das Ziel darin bestehe, „so viele Hamas-Aktivist:innen wie möglich zu töten“, wofür die Kriterien für die Schädigung palästinensischer Zivilpersonen erheblich gelockert wurden. So gibt es „Fälle, in denen wir auf der Grundlage einer breit angelegten Handy-Ortung des Ziels zuschlagen und dabei Zivilist:innen töten. Dies geschieht oft, um Zeit zu sparen, anstatt etwas mehr Arbeit zu leisten, um eine genauere Lokalisierung zu erreichen“, so die Quelle.
Das Ergebnis dieser Politik ist der erschütternde Verlust von Menschenleben in Gaza seit dem 7. Oktober. Mehr als 300 Familien haben in den letzten zwei Monaten zehn oder mehr Familienmitglieder durch israelische Bombardierungen verloren – eine Zahl, die 15 Mal höher ist als die Zahl des bisher tödlichsten Krieges Israels gegen Gaza im Jahr 2014. Zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Berichts wurden rund 15.000 Palästinenser:innen in diesem Krieg getötet, Tendenz steigend.
„All dies geschieht entgegen dem Protokoll, das die IDF in der Vergangenheit verwendet haben“, erklärte eine Quelle. „Man hat das Gefühl, dass sich hohe Beamt:innen in der Armee ihres Versagens am 7. Oktober bewusst sind und sich mit der Frage beschäftigen, wie sie der israelischen Öffentlichkeit ein Bild [des Sieges] vermitteln können, das ihren Ruf rettet.“
„Ein Vorwand, um Zerstörung zu verursachen“
Israel begann seinen Angriff auf den Gazastreifen im Anschluss an die von der Hamas geführte Offensive auf den Süden Israels am 7. Oktober. Während dieses Angriffs massakrierten militante Palästinenser:innen unter Raketenbeschuss mehr als 840 Zivilist:innen und töteten 350 Soldat:innen und Sicherheitskräfte, entführten etwa 240 Menschen – Zivilist:innen und Soldat:innen – nach Gaza und verübten weit verbreitete sexuelle Gewalt, einschließlich Vergewaltigungen, so ein Bericht der NGO Physicians for Human Rights Israel.
Vom ersten Moment nach dem Angriff am 7. Oktober an erklärten die Entscheidungsträger in Israel offen, dass die Reaktion ein völlig anderes Ausmaß haben würde als frühere Militäroperationen im Gazastreifen, mit dem erklärten Ziel, die Hamas vollständig auszulöschen. „Der Schwerpunkt liegt auf dem Schaden und nicht auf der Genauigkeit“, sagte IDF-Sprecher Daniel Hagari am 9. Oktober. Die Armee setzte diese Erklärungen rasch in die Tat um.
Den Quellen zufolge, die mit +972 und Local Call sprachen, lassen sich die Ziele im Gazastreifen, die von israelischen Flugzeugen angegriffen wurden, grob in vier Kategorien einteilen. Die erste Kategorie sind „taktische Ziele“, zu denen militärische Standardziele wie bewaffnete militante Zellen, Waffenlager, Raketenwerfer, Panzerabwehrraketen, Abschussrampen, Mörserbomben, militärische Hauptquartiere, Beobachtungsposten usw. gehören.
Die zweite Kategorie sind „unterirdische Ziele“ – hauptsächlich Tunnel, die die Hamas unter den Stadtvierteln von Gaza gegraben hat, auch unter zivilen Häusern. Luftangriffe auf diese Ziele könnten zum Einsturz der Häuser über oder neben den Tunneln führen.
Die dritte Kategorie sind „Ziele der Machtdemonstration“, zu denen Hochhäuser und Wohntürme im Herzen von Städten sowie öffentliche Gebäude wie Universitäten, Banken und Regierungsbüros gehören. Laut drei Geheimdienstquellen, die in der Vergangenheit an der Planung oder Durchführung von Angriffen auf Ziele der Machtdemonstration beteiligt waren, sollen derartige gezielte Angriffe auf die palästinensische Gesellschaft „zivilen Druck“ auf die Hamas ausüben.
Die letzte Kategorie besteht aus „Familienwohnungen“ oder „Wohnungen von Aktivist:innen“. Erklärtes Ziel dieser Angriffe ist die Zerstörung von Privatwohnungen, um einen einzelnen Bewohner zu ermorden, der verdächtigt wird, ein Hamas- oder Islamischer Dschihad-Aktivist zu sein. Palästinensische Zeugenaussagen belegen jedoch, dass sich unter den getöteten Familien keine Mitglieder dieser Organisationen befanden.
In der Anfangsphase des aktuellen Krieges scheint die israelische Armee der dritten und vierten Kategorie von Zielen besondere Aufmerksamkeit geschenkt zu haben. Nach Angaben des IDF-Sprechers vom 11. Oktober wurde in den ersten fünf Tagen der Kämpfe die Hälfte der bombardierten Ziele – 1.329 von insgesamt 2.687 – als Ziele der Machtdemonstration eingestuft.
„Wir werden gebeten, nach Hochhäusern zu suchen, in denen ein halbes Stockwerk der Hamas zugeordnet werden kann“, sagte eine Quelle, die an früheren israelischen Offensiven in Gaza teilgenommen hat. „Manchmal handelt es sich dabei um das Büro eines Sprechers einer militanten Gruppe oder um einen Treffpunkt, an dem sich Aktivist:innen treffen. Ich habe verstanden, dass das Stockwerk ein Vorwand ist, der es der Armee erlaubt, in Gaza viel Zerstörung anzurichten. Das haben sie uns gesagt.“
„Wenn sie der ganzen Welt sagen würden, dass die Büros [des Islamischen Dschihad] im 10. Stock nicht als Ziel wichtig sind, sondern dass ihre Existenz eine Rechtfertigung dafür ist, das gesamte Hochhaus zum Einsturz zu bringen, um Druck auf die dort lebenden Familien auszuüben, die dort leben, um Druck auf die terroristischen Organisationen auszuüben, würde dies selbst als Terrorismus angesehen werden. Deshalb sagen sie es nicht“, fügte die Quelle hinzu.
Verschiedene Quellen, die in den Nachrichtendiensten der IDF dienten, sagten, dass zumindest bis zum aktuellen Krieg die Armeeprotokolle Angriffe auf Ziele der Machtdemonstration nur zuließen, wenn die Gebäude zum Zeitpunkt des Angriffs leer waren. Zeugenaussagen und Videos aus dem Gazastreifen deuten jedoch darauf hin, dass seit dem 7. Oktober einige dieser Ziele angegriffen wurden, ohne dass die Bewohner vorher benachrichtigt wurden, wodurch ganze Familien ums Leben kamen.
Die weitreichenden Angriffe auf Wohnhäuser lassen sich aus öffentlichen und offiziellen Daten ableiten. Nach Angaben des Medienbüros der Regierung in Gaza – das seit dem 11. November aufgrund des Zusammenbruchs des Gesundheitswesens im Gazastreifen keine Angaben mehr zu den Todesopfern macht – hatte Israel bis zum Beginn der vorübergehenden Waffenruhe am 23. November 14.800 Palästinenser in Gaza getötet, darunter etwa 6.000 Kinder und 4.000 Frauen, die zusammen mehr als 67 Prozent der Gesamtbevölkerung ausmachen. Die Zahlen des Gesundheitsministeriums und des Medienbüros der Regierung – beide unter der Schirmherrschaft der Hamas-Regierung – weichen nicht wesentlich von den israelischen Schätzungen ab.
Das Gesundheitsministerium im Gazastreifen macht auch keine Angaben darüber, wie viele der Toten den militärischen Flügeln der Hamas oder des Islamischen Dschihad angehörten. Die israelische Armee schätzt, dass sie zwischen 1.000 und 3.000 bewaffnete palästinensische Kämpfer getötet hat. Nach israelischen Medienberichten sind einige der toten Kämpfer unter den Trümmern oder im unterirdischen Tunnelsystem der Hamas begraben und wurden daher bei den offiziellen Zählungen nicht mitgezählt.
Die UN-Daten für den Zeitraum bis zum 11. November, als Israel 11.078 Palästinenser:innen im Gazastreifen tötete, besagen, dass mindestens 312 Familien zehn oder mehr Menschen bei dem aktuellen israelischen Angriff verloren haben; zum Vergleich: Während der „Operation Protective Edge“ im Jahr 2014 verloren 20 Familien im Gazastreifen zehn oder mehr Menschen. Mindestens 189 Familien haben den UN-Angaben zufolge zwischen sechs und neun Menschen verloren, während 549 Familien zwischen zwei und fünf Menschen verloren haben. Für die seit dem 11. November veröffentlichten Opferzahlen liegen noch keine aktualisierten Aufschlüsselungen vor.
Die massiven Angriffe auf Elektrizitätswerke und Privathäuser erfolgten zur gleichen Zeit, als die israelische Armee am 13. Oktober die 1,1 Millionen Bewohner des nördlichen Gazastreifens – die meisten von ihnen in Gaza-Stadt – aufforderte, ihre Häuser zu verlassen und in den Süden des Streifens zu ziehen. Zu diesem Zeitpunkt war bereits eine Rekordzahl von Zielen bombardiert worden, und mehr als 1.000 Palästinenser waren bereits getötet worden, darunter Hunderte von Kindern.
Insgesamt sind nach Angaben der UNO seit dem 7. Oktober 1,7 Millionen Palästinenser:innen, die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung des Streifens, innerhalb des Gazastreifens vertrieben worden. Die Armee behauptete, dass die Aufforderung zur Evakuierung des Nordens des Gazastreifens dem Schutz der Zivilbevölkerung diente. Die Palästinenser:innen sehen diese Massenvertreibung jedoch als Teil einer „neuen Nakba“ – ein Versuch, einen Teil oder das gesamte Gebiet ethnisch zu säubern.
„Sie haben ein Hochhaus zum Selbstzweck gesprengt“
Nach Angaben der israelischen Armee warf sie in den ersten fünf Tagen der Kämpfe 6.000 Bomben mit einem Gesamtgewicht von etwa 4.000 Tonnen auf den Gazastreifen ab. Medien berichteten, die Armee habe ganze Stadtviertel ausgelöscht. Nach Angaben des im Gazastreifen ansässigen Al Mezan Center for Human Rights führten diese Angriffe zur „vollständigen Zerstörung von Wohnvierteln, zur Zerstörung der Infrastruktur und zur massenhafte Tötung von Bewohnern“.
Wie von Al Mezan und anhand zahlreicher Bilder aus Gaza dokumentiert, bombardierte Israel die Islamische Universität von Gaza, die Palästinensische Anwaltskammer, ein UN-Gebäude für ein Bildungsprogramm für hervorragende Studenten, ein Gebäude der Palästinensischen Telekommunikations-Gesellschaft, das Ministerium für Volkswirtschaft, das Kulturministerium, Straßen sowie Dutzende von Hochhäusern und Wohnhäusern – insbesondere in den nördlichen Stadtteilen von Gaza.
Am fünften Tag der Kämpfe verteilte der IDF-Sprecher an Militärreporter in Israel „Vorher-Nachher“-Satellitenbilder von Vierteln im Nordstreifen, wie Shuja’iyya und Al-Furqan (benannt nach einer Moschee in der Gegend) in Gaza-Stadt, die Dutzende von zerstörten Häusern und Gebäuden zeigten. Die israelische Armee erklärte, sie habe 182 Ziele der Machtdemonstration in Shuja’iyya und 312 Ziele der Machtdemonstration in Al-Furqan getroffen.
Der Stabschef der israelischen Luftwaffe, Omer Tishler, erklärte gegenüber Militärreportern, dass alle diese Angriffe ein legitimes militärisches Ziel gehabt hätten, dass aber auch ganze Stadtteile „in großem Umfang und nicht auf chirurgische Weise“ angegriffen worden seien. Der IDF-Sprecher wies darauf hin, dass die Hälfte der militärischen Ziele bis zum 11. Oktober Ziele der Machtdemonstration waren, und sagte, dass „Stadtteile, die der Hamas als Terrornester dienen“, angegriffen wurden und dass Schäden an „operativen Hauptquartieren“, „operativen Einrichtungen“ und „Einrichtungen, die von terroristischen Organisationen in Wohngebäuden genutzt werden“, entstanden sind. Am 12. Oktober gab die israelische Armee bekannt, sie habe drei „hochrangige Hamas-Mitglieder“ getötet, von denen zwei dem politischen Flügel der Gruppe angehörten.
Doch trotz des ungehemmten israelischen Bombardements scheint der Schaden an der militärischen Infrastruktur der Hamas im nördlichen Gazastreifens in den ersten Tagen des Krieges sehr gering gewesen zu sein. Nachrichtendienstliche Quellen erklärten gegenüber +972 und Local Call, dass militärische Ziele, die zu den Zielen der Machtdemonstration gehörten, in der Vergangenheit oft als Feigenblatt für die Schädigung der Zivilbevölkerung benutzt wurden. „Hamas ist überall in Gaza; es gibt kein Gebäude, in dem nicht irgendetwas von der Hamas zu finden ist. Wenn man also einen Weg finden will, ein Hochhaus in ein Ziel zu verwandeln, dann kann man das tun“, sagte ein ehemaliger Geheimdienstmitarbeiter.
„Sie werden niemals einfach ein Hochhaus angreifen, das nicht etwas enthält, das wir als militärisches Ziel definieren können“, sagte ein anderer Geheimdienstmitarbeiter, der schon früher Angriffe auf Ziele der Machtdemonstration durchgeführt hat. „Es wird immer eine Etage in dem Hochhaus geben, die [mit der Hamas] in Verbindung gebracht wird. Aber in den meisten Fällen ist es klar, dass ein solches Ziel keinen militärischen Wert hat, der einen Angriff rechtfertigt, der ein ganzes leeres Gebäude mitten in einer Stadt mit Hilfe von sechs Flugzeugen und tonnenschweren Bomben zum Einsturz bringen würde.“
Laut Quellen, die in früheren Kriegen an der Zusammenstellung von Anschlagszielen beteiligt waren, enthält die Zieldatei zwar in der Regel irgendeine Art von angeblicher Verbindung zur Hamas oder anderen militanten Gruppen, aber die Angriffe auf derartige Ziele dienen in erster Linie als „Mittel, um der Zivilgesellschaft Schade zuzufügen“. Die Quellen sahen, einige explizit und einige implizit, dass die der eigentliche Zweck dieser Angriffe darin besteht, Zivilpersonen zu treffen.
Im Mai 2021 wurde Israel beispielsweise heftig für die Bombardierung des Al-Jalaa-Towers kritisiert, in dem bekannte internationale Medien wie Al Jazeera, AP und AFP untergebracht waren. Die Armee behauptete, das Gebäude sei ein militärisches Hamas-Ziel gewesen; Quellen haben gegenüber +972 und Local Call erklärt, dass es sich in Wirklichkeit um ein Machtziel handelte.
„Die dahinter liegende Vorstellung ist, dass es der Hamas schadet, wenn Hochhäuser zerstört werden, weil es öffentliche Reaktionen im Gazastreifen hervorruft und die Bevölkerung in Angst versetzt“, sagte eine der Quellen. „Sie wollten den Bürger:innen von Gaza das Gefühl geben, dass die Hamas die Situation nicht unter Kontrolle hat. Manchmal lassen sie Gebäude einstürzen, manchmal Post und Regierungsgebäude.“
Obwohl es für die israelische Armee ein Novum ist, innerhalb von fünf Tagen mehr als 1.000 Ziele der Machtdemonstration anzugreifen, wurde die Idee, zivile Gebiete zu strategischen Zwecken massenhaft zu verwüsten, bereits bei früheren Militäroperationen im Gazastreifen formuliert und durch die so genannte „Dahiya-Doktrin“ aus dem zweiten Libanonkrieg von 2006 perfektioniert.
Nach dieser Doktrin, die vom ehemaligen IDF-Stabschef Gadi Eizenkot entwickelt wurde, der jetzt Mitglied der Knesset und des derzeitigen Kriegskabinetts ist, muss Israel in einem Krieg gegen Guerillagruppen wie die Hamas oder die Hisbollah unverhältnismäßige und überwältigende Gewalt anwenden und dabei die zivile und staatliche Infrastrukturen ins Visier nehmen, als Abschreckung und um die Zivilbevölkerung zu zwingen, die Gruppen zur Einstellung ihrer Angriffe zu bewegen. Das Konzept der „Ziele der Machtdemonstration“ scheint dieser Logik entsprungen zu sein.
Das erste Mal, dass die israelische Armee öffentlich Ziele der Machtdemonstration im Gazastreifen definierte, war am Ende der Operation Protective Edge im Jahr 2014. In den letzten vier Tagen des Krieges bombardierte die Armee vier Gebäude – drei mehrstöckige Wohngebäude in Gaza-Stadt und ein Hochhaus in Rafah. Der Sicherheitsapparat erklärte damals, die Angriffe sollten den Palästinensern im Gazastreifen vermitteln, dass „nichts mehr immun ist“, und Druck auf die Hamas ausüben, einem Waffenstillstand zuzustimmen. „Die von uns gesammelten Beweise zeigen, dass die massive Zerstörung [der Gebäude] absichtlich und ohne jede militärische Rechtfertigung durchgeführt wurde“, erklärte ein Bericht von Amnesty International Ende 2014.
In einer weiteren gewalttätigen Eskalation, die im November 2018 begann, griff die Armee erneut Ziele der Macht an. Diesmal bombardierte Israel Hochhäuser, Einkaufszentren und das Gebäude des der Hamas nahestehenden Fernsehsenders Al-Aqsa. „Der Angriff auf Ziele der Machtdemonstration hat eine sehr große Wirkung auf die andere Seite“, erklärte ein Offizier der Luftwaffe damals. „Wir haben es geschafft, ohne jemanden zu töten, und wir haben dafür gesorgt, dass das Gebäude und seine Umgebung evakuiert wurden.“
Frühere Operationen haben auch gezeigt, dass die Angriffe auf diese Ziele nicht nur die Moral der Palästinenser beeinträchtigen, sondern auch die Moral innerhalb Israels heben sollen. Haaretz enthüllte, dass während der Operation „Guardian of the Walls“ (Wächter der Mauern) im Jahr 2021 die Kommunikationsabteilung der IDF eine „Psycho Operation“ gegen israelische Bürger:innen durchführte, um das Bewusstsein für die Operationen der IDF im Gazastreifen und die Schäden, die sie den Palästinenser:innen zufügten, zu erhöhen. Soldat:innen, die gefälschte Social-Media-Konten benutzten, um zu verschleiern, wer hinter der Kampagne steckt, luden Bilder und Clips von den Angriffen der Armee in Gaza auf Twitter, Facebook, Instagram und TikTok hoch, um der israelischen Öffentlichkeit die Fähigkeiten der Armee zu demonstrieren.
Während des Angriffs im Jahr 2021 griff Israel neun Ziele an, die als Ziele der Machtdemonstration definiert wurden – allesamt Hochhäuser. „Das Ziel war es, die Hochhäuser zum Einsturz zu bringen, um Druck auf die Hamas auszuüben, und auch, um der Öffentlichkeit ein Bild des Sieges zu vermitteln“, sagte eine Sicherheitsquelle gegenüber +972 und Local Call.
Aber, so die Quelle weiter, „es hat nicht funktioniert. Als jemand, der die Hamas verfolgt hat, habe ich aus erster Hand erfahren, wie wenig sie sich um die Zivilist:innen und die zerstörten Gebäude kümmerten. Manchmal fand die Armee in einem Hochhaus etwas, das mit der Hamas in Verbindung stand, aber es wäre auch möglich, dieses spezifische Ziel mit präziseren Waffen zu treffen. Unterm Strich haben sie ein Hochhaus gesprengt um ein Hochhauses zu sprengen.“
„Alle suchten nach ihren Kindern in diesen Trümmerhaufen“
Im gegenwärtigen Krieg hat Israel nicht nur eine noch nie dagewesene Anzahl von Zielen der Machtdemonstration angegriffen, sondern auch die bisherige Politik der Armee aufgegeben, die darauf abzielte, die Zivilbevölkerung zu verschonen. Während früher die offizielle Vorgehensweise der Armee darin bestand, dass man Ziele der Machtdemonstration erst angreifen konnte, nachdem alle Zivilpersonen aus ihnen evakuiert worden waren, zeigen Zeugenaussagen von palästinensischen Einwohner:innen im Gazastreifen, dass Israel seit dem 7. Oktober Hochhäuser angreift, in denen sich die Bewohner noch befinden, oder ohne wesentliche Schritte zu ihrer Evakuierung unternommen zu haben, was zu zahlreichen zivilen Todesfällen führte.
Solche Angriffe führen sehr oft zur Tötung ganzer Familien, wie es bei früheren Offensiven der Fall war. Laut einer Untersuchung der Nachrichtenagentur AP, die nach dem Krieg von 2014 durchgeführt wurde, waren etwa 89 Prozent der bei Luftangriffen auf Familienwohnungen Getöteten unbewaffnete Bewohner:innen, und die meisten von ihnen waren Kinder und Frauen.
Tishler, der Stabschef der Luftwaffe, bestätigte eine Änderung der Politik und erklärte gegenüber Reportern, dass die „Dachklopfer“-Politik der Armee – bei der ein kleiner Erstschlag auf das Dach eines Gebäudes abgefeuert wird, um die Bewohner zu warnen, dass es bald angegriffen wird – nicht mehr angewandt wird, „sofern sich dort ein Feind befindet“. „Roof knocking“, so Tishler, sei „ein Begriff, der sich auf Kampfeinsätze bezieht und nicht auf den Krieg“.
Die Quellen, die zuvor an Zielen der Machtdemonstration gearbeitet haben, sagten, dass die schamlose Strategie des gegenwärtigen Krieges eine gefährliche Entwicklung sein könnte, und erklärten, dass die Angriffe auf Ziele der Machtdemonstration ursprünglich dazu gedacht waren, den Gazastreifen zu „schockieren“, aber nicht unbedingt, um eine große Anzahl von Zivilist:innen zu töten. „Die Ziele wurden unter der Annahme entworfen, dass die Hochhäuser evakuiert werden würden. Als wir daran arbeiteten [die Ziele zusammenzustellen], gab es keinerlei Bedenken, wie viele Zivilpersonen zu Schaden kommen würden; man ging davon aus, dass die Zahl immer gleich Null sein würde“, sagte eine Quelle, die mit der Taktik bestens vertraut ist.
„Dies würde bedeuten, dass es eine vollständige Evakuierung [der angegriffenen Gebäude] geben würde, die zwei bis drei Stunden dauert, in denen die Bewohner:innen [telefonisch zur Evakuierung] aufgerufen werden, Warnraketen abgefeuert werden und wir auch mit Drohnenaufnahmen überprüfen, ob die Menschen das Hochhaus tatsächlich verlassen“, fügte die Quelle hinzu.
Hinweise aus dem Gazastreifen deuten jedoch darauf hin, dass einige Hochhäuser – von denen wir annehmen, dass es sich um Ziele der Machtdemonstration handelte – ohne Vorwarnung zum Einsturz gebracht wurden. +972 und Local Call haben mindestens zwei Fälle während des aktuellen Krieges ausfindig gemacht, in denen ganze Wohnhochhäuser ohne Vorwarnung bombardiert wurden und einstürzten, und einen Fall, in dem den Beweisen zufolge ein Hochhaus auf Zivilpersonen einstürzte, die sich darin befanden.
Am 10. Oktober bombardierte Israel das Babel-Gebäude in Gaza, wie Bilal Abu Hatzira bezeugte, der in dieser Nacht Leichen aus den Trümmern rettete. Bei dem Angriff auf das Gebäude wurden zehn Menschen getötet, darunter drei Journalisten.
Am 25. Oktober wurde das 12-stöckige Wohngebäude Al-Taj in Gaza-Stadt ohne Vorwarnung in den Grund gebombt, wobei die darin lebenden Familien getötet wurden. Etwa 120 Menschen wurden unter den Trümmern ihrer Wohnungen begraben, wie die Bewohner:innen berichteten. Yousef Amar Sharaf, ein Bewohner von Al-Taj, schrieb auf X, dass 37 seiner Familienmitglieder, die in dem Gebäude lebten, bei dem Angriff getötet wurden: „Mein lieber Vater und meine liebe Mutter, meine geliebte Frau, meine Söhne und die meisten meiner Brüder und deren Familien.“ Anwohner:innen erklärten, dass viele Bomben abgeworfen wurden, die auch Wohnungen in benachbarten Gebäuden beschädigten und zerstörten.
Sechs Tage später, am 31. Oktober, wurde das achtstöckige Wohngebäude Al-Mohandseen ohne Vorwarnung bombardiert. Berichten zufolge wurden bereits am ersten Tag zwischen 30 und 45 Leichen aus den Trümmern geborgen. Ein Baby wurde lebend und ohne seine Eltern gefunden. Journalist:innen schätzten, dass über 150 Menschen bei dem Angriff getötet wurden, da viele unter den Trümmern begraben blieben.
Das Gebäude stand früher im Flüchtlingslager Nuseirat südlich des Wadi Gaza – in der vermeintlich „sicheren Zone“, in die Israel die aus ihren Häusern im nördlichen und zentralen Gazastreifen geflohenen Palästinenser:innen verwiesen hatte – und diente daher nach Zeug:innenaussagen als vorübergehende Unterkunft für die Vertriebenen.
Nach einer Untersuchung von Amnesty International beschoss Israel am 9. Oktober mindestens drei mehrstöckige Gebäude sowie einen offenen Flohmarkt an einer belebten Straße im Flüchtlingslager Jabaliya und tötete dabei mindestens 69 Menschen. „Die Leichen waren verbrannt … Ich wollte nicht hinsehen, ich hatte Angst, das Gesicht von Imad zu sehen“, sagte der Vater eines getöteten Kindes. „Die Leichen lagen verstreut auf dem Boden. Alle suchten nach ihren Kindern in diesen Haufen. Ich erkannte meinen Sohn nur an seiner Hose. Ich wollte ihn sofort begraben, also trug ich meinen Sohn und holte ihn heraus.“
Der Untersuchung von Amnesty zufolge erklärte die Armee, der Angriff auf den Markt habe einer Moschee gegolten, „in der sich Hamas-Aktivist:innen aufhielten“. Derselben Untersuchung zufolge zeigen Satellitenbilder jedoch keine Moschee in der Nähe.
Der IDF-Sprecher ging nicht auf die Fragen von +972 und Local Call zu bestimmten Angriffen ein, sondern erklärte ganz allgemein, dass „die IDF vor Angriffen auf verschiedene Weise warnt und, wenn die Umstände es zulassen, auch individuelle Warnungen durch Telefonanrufe an Personen übermittelt, die sich an oder in der Nähe der Ziele befinden (während des Krieges gab es mehr als 25.000 Live-Gespräche, neben Millionen von aufgezeichneten Gesprächen, Textnachrichten und aus der Luft abgeworfenen Flugblättern zum Zweck der Warnung der Bevölkerung). Generell bemühen sich die IDF, den Schaden für die Zivilbevölkerung im Rahmen der Angriffe so gering wie möglich zu halten, obwohl es eine Herausforderung ist, eine Terrororganisation zu bekämpfen, die die Bürger:innen des Gazastreifens als menschliche Schutzschilde benutzt.“
„Die Maschine produzierte 100 Ziele an einem Tag“
Nach Angaben des IDF-Sprechers hat Israel in den ersten 35 Tagen der Kampfhandlungen bis zum 10. November insgesamt 15.000 Ziele in Gaza angegriffen. Nach Angaben mehrerer Quellen ist dies eine sehr hohe Zahl im Vergleich zu den vier vorangegangenen großen Operationen im Gazastreifen. Während der Operation „Guardian of the Walls“ im Jahr 2021 griff Israel in 11 Tagen 1.500 Ziele an. Bei der Operation „Protective Edge“ im Jahr 2014, die 51 Tage dauerte, traf Israel zwischen 5.266 und 6.231 Ziele. Während der „Pillar of Defense“-Operation im Jahr 2012 wurden in acht Tagen etwa 1 500 Ziele angegriffen. Bei „Cast Lead“ im Jahr 2008 steuerte Israel in 22 Tagen 3.400 Ziele an.
Aus Geheimdienstkreisen, die an den früheren Operationen beteiligt waren, erfuhren +972 und Local Call, dass die israelische Luftwaffe bei einer Angriffsrate von 100 bis 200 Zielen pro Tag im Jahr 2021 zehn Tage lang und im Jahr 2014 drei Wochen lang keine Ziele von militärischem Interesse mehr hatte. Warum sind der israelischen Armee dann im aktuellen Krieg nach fast zwei Monaten die Ziele noch nicht ausgegangen?
Die Antwort könnte in einer Erklärung des IDF-Sprechers vom 2. November zu finden sein, wonach die IDF das KI-System Habsora („The Gospel“) einsetzt, das nach Aussage des Sprechers „den Einsatz automatischer Werkzeuge zur schnellen Generierung von Zielen ermöglicht und durch die Verbesserung von präzisem und hochwertigem Nachrichtenmaterial entsprechend den [operativen] Bedürfnissen funktioniert“.
In der Erklärung wird ein hochrangiger Geheimdienstmitarbeiter mit den Worten zitiert, dass dank Habsora Ziele für Präzisionsschläge erstellt werden, „die dem Feind großen und Unbeteiligten nur minimalen Schaden zufügen. Hamas-Aktivist:innen sind nicht immun – egal, wo sie sich verstecken.“
Geheimdienstquellen zufolge generiert Habsora unter anderem automatisch Angriffsempfehlungen auf Privatwohnungen, in denen Personen leben, die verdächtigt werden, Aktivist:innen der Hamas oder des Islamischen Dschihad zu sein. Israel führt dann, durch schweren Beschuss dieser Wohnhäuser, groß angelegte Ermordungsaktionen durch.
Habsora, so erklärte eine der Quellen, verarbeite enorme Datenmengen, die „Zehntausende von Geheimdienstmitarbeiter:innen nicht verarbeiten könnten“, und empfiehlt Bombenanschläge in Echtzeit. Da sich die meisten hochrangigen Hamas-Funktionär:innen zu Beginn einer Militäroperation in unterirdische Tunnel zurückziehen, ist es den Quellen zufolge mit einem System wie Habsora möglich, die Wohnungen von eher untergeordneten Funktionär:innen zu lokalisieren und anzugreifen.
Ein ehemaliger Geheimdienstoffizier erklärte, dass das Habsora-System die Armee in die Lage versetzt, eine „Massenmordfabrik“ zu betreiben, in der „der Schwerpunkt auf der Quantität und nicht auf der Qualität liegt“. Ein menschliches Auge „wird die Ziele vor jedem Angriff durchgehen, aber es muss nicht viel Zeit auf sie verwenden“. Da Israel schätzt, dass sich etwa 30.000 Hamas-Mitglieder im Gazastreifen aufhalten, die alle getötet werden sollen, ist die Zahl der potenziellen Ziele enorm.
Im Jahr 2019 hat die israelische Armee ein neues Zentrum eingerichtet, das mit Hilfe von KI die Zielgenerierung beschleunigen soll. „Die Targets Administrative Division ist eine Einheit, die Hunderte von Offizier:innen und Soldat:innen umfasst und auf KI-Fähigkeiten basiert“, sagte der ehemalige IDF-Stabschef Aviv Kochavi in einem ausführlichen Interview mit Ynet Anfang des Jahres.
„Dies ist eine Maschine, die mit Hilfe von KI viele Daten besser und schneller als jeder Mensch verarbeitet und in Angriffsziele umwandelt“, so Kochavi weiter. „Das Ergebnis war, dass diese Maschine bei der Operation ‚Guardian of the Walls‘ [im Jahr 2021] von dem Moment an, als sie aktiviert wurde, jeden Tag 100 neue Ziele generierte. Sehen Sie, in der Vergangenheit gab es in Gaza Zeiten, in denen wir 50 Ziele pro Jahr erzeugt haben. Und hier produzierte die Maschine 100 Ziele an einem Tag“.
„Wir bereiten die Zielvorgaben automatisch vor und arbeiten nach einer Checkliste“, so eine der Quellen, die in der neuen Verwaltungsabteilung für Zielvorgaben arbeitet, gegenüber +972 und Local Call. „Es ist wirklich wie in einer Fabrik. Wir arbeiten schnell, und es bleibt keine Zeit, sich eingehend mit dem Ziel zu befassen. Wir werden danach beurteilt, wie viele Ziele wir erreichen können.“
Ein hochrangiger Militärbeamter, der für die Zieldatenbank zuständig ist, sagte der Jerusalem Post Anfang des Jahres, dass das Militär dank der KI-Systeme der Armee zum ersten Mal in der Lage ist, neue Ziele schneller zu generieren, als es selbst angreift. Eine andere Quelle sagte, das Bestreben, automatisch eine große Anzahl von Zielen zu generieren, sei eine Umsetzung der Dahiya-Doktrin.
Automatisierte Systeme wie Habsora haben somit die Arbeit des israelischen Geheimdiensts erheblich erleichtert: bei der Entscheidungsfindung während militärischen Operationen, einschließlich der Berechnung potenzieller Opfer. Fünf verschiedene Quellen bestätigten, dass die Zahl der Zivilist:innen, die bei Angriffen auf Privathäuser getötet werden können, dem israelischen Geheimdienst im Voraus bekannt ist und in der Zieldatei eindeutig unter der Kategorie „Kollateralschäden“ erscheint.
Diesen Quellen zufolge gibt es verschiedene Grade von Kollateralschäden, nach denen die Armee entscheidet, ob es möglich ist, ein Ziel in einem Wohnhaus anzugreifen. „Wenn die allgemeine Direktive ‚Kollateralschaden 5‘ lautet, bedeutet das, dass wir befugt sind, alle Ziele anzugreifen, bei denen fünf oder weniger Zivilist:innen getötet werden – wir können auf alle Zielkategorien reagieren, die fünf oder weniger sind“, sagte eine der Quellen.
„In der Vergangenheit haben wir nicht regelmäßig die Häuser von jüngeren Hamas-Mitgliedern für Bombenangriffe markiert“, sagte ein Sicherheitsbeamter, der an den Angriffen auf Ziele während früherer Operationen beteiligt war. „Wenn zu meiner Zeit das Haus, an dem ich arbeitete, als Kollateralschaden 5 gekennzeichnet war, wurde es nicht immer [für den Angriff] genehmigt.“ Eine solche Genehmigung sei nur dann erteilt worden, wenn bekannt war, dass ein hochrangiger Hamas-Kommandeur in dem Haus wohnte.
„Soweit ich weiß, können sie heute alle Häuser [aller Hamas-Militärangehörigen, unabhängig von ihrem Rang] markieren“, so die Quelle weiter. „Das sind eine Menge Häuser. Hamas-Mitglieder, die nicht wirklich von Bedeutung sind, leben in Häusern in ganz Gaza. Also kennzeichnen sie das Haus, bombardieren es und töten alle Bewohner.“
Eine konzertierte Strategie zur Bombardierung von Wohnhäusern
Am 22. Oktober bombardierte die israelische Luftwaffe das Haus des palästinensischen Journalisten Ahmed Alnaouq in der Stadt Deir al-Balah. Ahmed ist ein enger Freund und Kollege von mir. Vor vier Jahren gründeten wir eine hebräische Facebook-Seite mit dem Namen „Across the Wall“ mit dem Ziel, palästinensische Stimmen aus dem Gazastreifen an die israelische Öffentlichkeit zu bringen.
Bei dem Anschlag am 22. Oktober stürzten Betonblöcke auf Ahmeds gesamte Familie und töteten seinen Vater, seine Brüder, Schwestern und alle ihre Kinder, einschließlich der Babys. Nur seine 12-jährige Nichte Malak überlebte und blieb in einem kritischen Zustand, ihr Körper war mit Verbrennungen übersät. Ein paar Tage später starb sie.
Insgesamt wurden einundzwanzig Mitglieder von Ahmeds Familie getötet und unter ihrem Haus begraben. Keiner von ihnen war ein Kämpfer. Der Jüngste war 2 Jahre, der Älteste, sein Vater, 75 Jahre alt. Ahmed, der derzeit im Vereinigten Königreich lebt, ist als Einziger seiner gesamten Familie übriggeblieben.
Ahmeds Familien-WhatsApp-Gruppe trägt den Titel „Better Together“. Die letzte Nachricht, die dort erscheint, wurde von ihm kurz nach Mitternacht verschickt; in jener Nacht, in der er seine Familie verlor. „Jemand hat mich wissen lassen, dass alles in Ordnung ist“, schrieb er. Es antwortete niemand. Er schlief ein, wachte aber um 4 Uhr morgens in Panik auf. Schweißgebadet überprüfte er erneut sein Telefon. Stille. Dann erhielt er eine Nachricht von einem Freund mit der schrecklichen Nachricht.
Fälle wie jener von Ahmed gibt es in diesen Tagen in Gaza täglich. In Interviews mit der Presse haben die Leiter:innen der Krankenhäuser im Gazastreifen immer wieder dieselbe Situation geschildert: Familien kommen als eine Reihe von Leichen ins Krankenhaus, ein Kind, gefolgt von seinem Vater, gefolgt von seinem Großvater. Die Leichen sind alle mit Schmutz und Blut bedeckt.
Ehemaligen israelischen Geheimdienstoffizieren zufolge besteht in vielen Fällen, in denen ein Wohnhaus bombardiert wird, das Ziel in der „Ermordung von Hamas- oder Dschihad-Funktionär:innen“. Solche Ziele werden angegriffen, wenn die Person das Haus betritt. Die Geheimdienstmitarbeiter:innen wissen, ob die Familienmitglieder oder Nachbar:innen der Funktionär:in bei einem Anschlag ebenfalls ums Leben kommen könnten, und sie wissen, wie sie berechnen können, wie viele von ihnen möglicherweise sterben. Jede der Quellen sagte, dass es sich um Wohnhäuser handelt, in denen in der Mehrzahl der Fälle keine militärischen Aktivitäten durchgeführt werden.
+972 und Local Call liegen keine Daten über die Zahl der militärischen Aktivist:innen vor, die im aktuellen Krieg bei Luftangriffen auf Wohnhäuser getötet oder verwundet wurden, aber es gibt zahlreiche Beweise dafür, dass es sich in vielen Fällen nicht um militärische oder politische Angehörige der Hamas oder des Islamischen Dschihad gehandelt hat.
Am 10. Oktober bombardierte die israelische Luftwaffe ein Wohnhaus im Gaza-Viertel Sheikh Radwan und tötete 40 Menschen, die meisten von ihnen Frauen und Kinder. In einem der schockierenden Videos, die nach dem Angriff aufgenommen wurden, sind schreiende Menschen zu sehen, die eine Puppe in der Hand halten, die aus den Trümmern des Hauses geborgen wurde, und sie von Hand zu Hand weiterreichen. Wenn die Kamera heranzoomt, kann man sehen, dass es sich nicht um eine Puppe, sondern um den Körper eines Babys handelt.
Einer der Anwohner:innen sagte, dass 19 Mitglieder seiner Familie bei dem Angriff getötet wurden. Ein anderer Überlebender schrieb auf Facebook, er habe nur die Schulter seines Sohnes in den Trümmern gefunden. Amnesty untersuchte den Angriff und fand heraus, dass ein Hamas-Mitglied in einem der oberen Stockwerke des Gebäudes wohnte, aber zum Zeitpunkt des Angriffs nicht anwesend war.
Die Bombardierung von Wohnhäusern, in denen Hamas- oder Islamischer Dschihad-Aktivisten vermutet wurden, wurde wahrscheinlich während der Operation „Protective Edge“ im Jahr 2014 zu einer konzertierten Strategie des IDF. Damals waren 606 Palästinenser:innen – etwa ein Viertel der zivilen Todesopfer in den 51 Tagen andauernden Kämpfen – Familienangehörige, deren Häuser bombardiert wurden. Ein UN-Bericht bezeichnete dies 2015 sowohl als potenzielles Kriegsverbrechen als auch als „neues Handlungsmuster“, das „zum Tod ganzer Familien führte“.
Im Jahr 2014 wurden 93 Babys durch israelische Bombardierungen von Wohnhäusern getötet, darunter 13 Kinder, die unter einem Jahr alt waren. Vor einem Monat wurden bereits 286 Babys im Alter von bis zu einem Jahr in Gaza als getötet identifiziert, wie aus einer detaillierten ID-Liste mit dem Alter der Opfer hervorgeht, die das Gesundheitsministerium in Gaza am 26. Oktober veröffentlicht hat. Die Zahl hat sich seitdem wahrscheinlich verdoppelt oder verdreifacht.
In vielen Fällen, insbesondere bei den aktuellen Angriffen auf den Gazastreifen, hat die israelische Armee auch dann Wohnungen attackiert, wenn kein militärisches Ziel bekannt oder eindeutig ist. So hat Israel nach Angaben des Komitees zum Schutz von Journalisten bis zum 29. November 50 palästinensische Journalisten in Gaza getötet, einige von ihnen in ihren Häusern und bei ihren Familien.
Roshdi Sarraj, 31, ein Journalist aus Gaza, der in Großbritannien geboren wurde, gründete in Gaza ein Medienunternehmen namens „Ain Media“. Am 22. Oktober wurde das Haus seiner Eltern, in dem er schlief, von einer israelischen Bombe getroffen; die ihn tötete. Die Journalistin Salam Mema starb ebenfalls unter den Trümmern ihres Hauses; von ihren drei kleinen Kindern starb Hadi, 7, während Sham, 3, noch nicht unter den Trümmern gefunden wurde. Zwei weitere Journalisten, Duaa Sharaf und Salma Makhaimer, wurden zusammen mit ihren Kindern in ihren Häusern getötet.
Israelische Analysten haben zugegeben, dass die militärische Wirksamkeit dieser Art von unverhältnismäßigen Luftangriffen begrenzt ist. Zwei Wochen nach dem Beginn der Bombardierungen im Gazastreifen (und vor der Bodeninvasion) – nachdem die Leichen von 1.903 Kindern, etwa 1.000 Frauen und 187 älteren Männern im Gazastreifen gezählt wurden –twitterte der israelische Kommentator Avi Issacharoff: „Auch wenn es nur schwer zu verstehen ist, am 14. Tag der Kämpfe sieht es nicht so aus, als ob der militärische Arm der Hamas signifikant geschädigt wurde. Der größte Schaden für die militärische Führung ist die Ermordung von [Hamas-Kommandeur] Ayman Nofal.“
„Menschliche Tiere bekämpfen“
Militante Hamas-Kämpfer:innen operieren regelmäßig aus einem komplizierten Tunnelnetz, das unter weiten Teilen des Gazastreifens gebaut wurde. Wie die ehemaligen israelischen Geheimdienstoffizier:innen, mit denen wir sprachen, bestätigten, verlaufen diese Tunnel auch unter Häusern und Straßen. Daher führen israelische Versuche, sie mit Luftangriffen zu zerstören, in vielen Fällen wahrscheinlich zur Tötung von Zivilist:innen. Dies könnte ein weiterer Grund für die hohe Zahl palästinensischer Familien sein, die bei der derzeitigen Offensive ausgelöscht werden.
Die für diesen Artikel befragten Geheimdienstoffizier:innen sagten, dass die Art und Weise, wie die Hamas das Tunnelnetz im Gazastreifen angelegt hat, bewusst die Zivilbevölkerung und die oberirdische Infrastruktur ausnutzt. Diese Behauptungen waren auch die Grundlage für die Medienkampagne, die Israel im Zusammenhang mit den Angriffen und Razzien auf das Al-Shifa-Krankenhaus und den darunter entdeckten Tunneln durchgeführt hat.
Israel hat auch zahlreiche militärische Ziele angegriffen: bewaffnete Hamas-Aktivist:innen, Raketenabschussrampen, Scharfschützen, Panzerabwehrtrupps, militärische Hauptquartiere, Stützpunkte, Beobachtungsposten und vieles mehr. Seit Beginn der Bodeninvasion werden die israelischen Truppen am Boden durch Luftangriffe und schweren Artilleriebeschuss unterstützt. Völkerrechtsexpert:innen halten diese Ziele für legitim, solange die Angriffe dem Grundsatz der Verhältnismäßigkeit entsprechen.
Auf eine Anfrage von +972 und Local Call für diesen Artikel erklärte der IDF-Sprecher: „Die IDF ist dem Völkerrecht verpflichtet und handelt danach, wobei sie militärische Ziele angreift und keine Zivilpersonen attackiert. Die terroristische Organisation Hamas platziert ihre Agenten und militärischen Einrichtungen inmitten der Zivilbevölkerung. Die Hamas nutzt die Zivilbevölkerung systematisch als menschliches Schutzschild und führt ihre Kämpfe von zivilen Gebäuden aus, darunter auch von sensiblen Orten wie Krankenhäusern, Moscheen, Schulen und UN-Einrichtungen.“
Geheimdienstquellen, die mit +972 und Local Call sprachen, behaupteten ebenfalls, dass die Hamas in vielen Fällen „die Zivilbevölkerung in Gaza absichtlich gefährdet und versucht, Zivilpersonen mit Gewalt an der Evakuierung zu hindern“. Zwei Quellen sagten, dass die Hamas-Führer „verstehen, dass die israelische Schädigung von Zivilist:innen ihnen eine Legitimation für ihre Kämpfe gibt“.
Gleichzeitig, auch wenn es heute schwer vorstellbar ist, war die Idee, eine 1-Tonnen schwere Bombe abzuwerfen, die eine:n Hamas-Aktivist:in töten sollte, aber am Ende eine ganze Familie als „Kollateralschaden“ auslöschte, in weiten Teilen der israelischen Gesellschaft nicht immer so leicht zu akzeptieren. Im Jahr 2002 bombardierte die israelische Luftwaffe beispielsweise das Haus von Salah Mustafa Muhammad Shehade, dem damaligen Chef der Al-Qassam-Brigaden, dem militärischen Flügel der Hamas. Die Bombe tötete ihn, seine Frau Eman, seine 14-jährige Tochter Laila und 14 weitere Zivilist:innen, darunter 11 Kinder. Die Tötung löste sowohl in Israel als auch in der Weltöffentlichkeit einen Aufschrei aus, und Israel wurde beschuldigt, Kriegsverbrechen begangen zu haben.
Diese Kritik führte dazu, dass die israelische Armee 2003 beschloss, eine kleinere Vierteltonnenbombe auf ein Treffen hochrangiger Hamas-Vertreter:innen – einschließlich des schwer zu fassenden Anführers der Al-Qassam-Brigaden, Mohammed Deif – über einem Wohnhaus in Gaza abzuwerfen, obwohl sie befürchtete, dass die Bombe nicht stark genug sein würde, um alle zu töten. In seinem Buch „To Know Hamas“ schreibt der erfahrene israelische Journalist Shlomi Eldar, dass die Entscheidung, eine relativ kleine Bombe zu verwenden, auf den Präzedenzfall Shehade und die Befürchtung zurückzuführen war, dass eine 1-Tonnen-Bombe auch die Zivilist:innen in dem Gebäude töten würde. Der Anschlag schlug fehl, und die ranghohen Offiziere des militärischen Flügels flohen vom Tatort.
Im Dezember 2008, im ersten großen Krieg, den Israel gegen Hamas nach ihrer Machtübernahme im Gazastreifen führte, sagte Yoav Gallant, der damals das IDF-Südkommando leitete, dass Israel zum ersten Mal „die Wohnhäuser“ hochrangiger Hamas-Funktionär:innen mit dem Ziel angegriffen habe, sie zu zerstören, ohne ihre Familien zu treffen. Gallant betonte, dass die Häuser angegriffen wurden, nachdem die Familien durch ein „Klopfen auf dem Dach“ sowie durch einen Telefonanruf gewarnt worden waren, nachdem klar war, dass im Haus militärische Aktivitäten der Hamas stattfanden.
Nach der „Protective Edge“ Operation von 2014, in der Israel begann, systematisch Wohnhäuser aus der Luft anzugreifen, sammelten Menschenrechtsgruppen wie B’Tselem Zeugenaussagen von Palästinenser:innen, die diese Angriffe überlebt hatten. Die Überlebenden sagten, die Häuser seien in sich zusammengestürzt, Glasscherben hätten die Körper der Bewohner:innen zerschnitten, die Trümmer hätten „nach Blut gerochen“ und die Menschen seien lebendig begraben worden.
Diese tödliche Politik wird bis heute fortgesetzt – zum Teil dank des Einsatzes zerstörerischer Waffen und hochentwickelter Technologie wie Habsora, aber auch dank eines politischen und sicherheitspolitischen Establishments, das die Zügel der israelischen Militärmaschinerie gelockert hat. Fünfzehn Jahre nachdem er darauf bestanden hatte, dass die Armee darauf bedacht sei, den Schaden für die Zivilbevölkerung so gering wie möglich zu halten, hat Gallant, der jetzt Verteidigungsminister ist, seine Haltung eindeutig geändert. „Wir kämpfen gegen menschliche Tiere, und wir handeln entsprechend“, sagte er nach dem 7. Oktober.
Referenzen & Anmerkungen
Dieser Artikel ist ursprünglich unter dem Titel „‘A mass assassination factory’: Inside Israel’s calculated bombing of Gaza“ am 30. November 2023 im israelischen +972 Magazine erschienen. Er stützt sich auf Recherchen, die das +972 Magazine und die israelische NGO Local Call gemeinsam durchführten. Wir danken +972 Magazine herzlich für die kostenlose Freigabe ihres Artikels zur Übersetzung ins Deutsche und Publikation in emanzipation. Wir empfehlen an dieser Stelle ausdrücklich die hervorragende Berichterstattung des +972 Magazine.
Übersetzung vom Englischen ins Deutsche: Christian Zeller und Eva Gelinsky mit Hilfe von deepl.
Titelbild: Rauch steigt nach israelischen Luftangriffen auf mehrere Orte im Gazastreifen auf, 9. Oktober 2023.(Atia Mohammed/Flash90)
[1] Der englische Begriff „power targets“ lässt im Kontext der israelischen Militärdoktrin wohl am besten mit der deutschen Bezeichnung „Ziele der Machtdemonstration“ übersetzen.